Lexus RX 400h
Hybridauto

Der Lexus RX 400h zieht mit der Kraft der drei Herzen. Erster Test des Hybridautos mit Caravan.

Hybridauto

Der Tritt aufs Gaspedal des Lexus RX 400h interessiert zunächst nur den Computer. Er allein beherrscht und koordiniert das Zusammenspiel des 155 kW (211 PS) starken 3,3-Liter-Benzinmotors mit den beiden 123 kW (167 PS) und 50 kW (68 PS) starken Elektromotoren. Im weltweit ersten anhängertauglichen Hybridfahrzeug ist der Fahrer Passagier. 2000 Kilogramm Anhängelast gibt Lexus für seinen Hybriden frei. Eine Menge für ein Hightech-Auto, wenig für ein SUV. Die meisten Caravaner werden damit aber ebenso zurechtkommen wie mit der Stützlast von 8o Kilogramm.

Welche Kraftquelle zur Erzeugung der Maximalleistung von 272 PS – die Einzelleistungen der Motoren summieren sich nicht – herangezogen wird, entscheidet der Zentralrechner mit ungeheurer Schnelligkeit und Sicherheit. Da Elektromotoren ab null Umdrehungen Berge von Drehmoment anhäufen, fährt der Lexus grundsätzlich mit Hilfe der beiden E-Motoren an. Nur wenn die drei Hybrid-Batterien unter der Rückbank zu wenig Saft haben oder der Benziner noch kalt ist, läuft er mit. Schon das sanfte, ruckfreie und präzise Rangieren des Gespanns im Elektrobetrieb ist ein Erlebnis. Wer einen sensiblen Gasfuß hat, rollt, gleich ob mit oder ohne Caravan, geräusch- und emissionsfrei über den Campingplatz. Solo schafft der Lexus elektrische 60 km/h! Selbst deftige Steigungen erklimmt er mit Caravan im Schlepp im leise sirrenden Elektro-Kriechgang.

Sobald Leistung gefragt ist, springt der Benziner an. Bei sanftem Beschleunigen unterstützt er den nebenan eingebauten Elektromotor direkt mit seiner Motorkraft. Der zweite E-Motor an der Hinterachse tritt nur in Aktion, wenn die Vorderachse Grip verliert oder der Fahrer mittels Kickdown den Wunsch nach Beschleunigung äußert. Diesen Wunsch erfüllt der RX 400h mit Vehemenz: Der V6 dreht zornig und ziemlich laut mit Nenndrehzahl (5600/min), um den Hauptteil seiner Leistung via Generator den Elektromotoren zuzuspielen. Die Batterien liefern zusätzlich 45 Kilowatt Strom ab.

In tausende von Watt eingehüllt, stürmt der mit 320 Kilogramm Ballast beladene Hybrid samt 1400 Kilogramm schwerem Dethleffs Camper am Haken in 10,5 Sekunden auf 80 km/h. 4,9 Sekunden später fällt die 100er-Marke. Solo schießt das Nobel-SUV in 6,3 bzw. 8,8 Sekunden auf 80 und 100 km/h. Wann immer das Lexus-Hirn überschüssige Energie detektiert, werden die Batterien geladen. Diesen Job übernehmen entweder der Generator, der gleichzeitig als Anlasser fungiert, oder die Elektromotoren, die beim Bremsen Strom erzeugen. Geht der Fahrer vom Gas, macht der Benziner augenblicklich Siesta. Vollgas-Orgien sind freilich nicht Zweck der Übung. Lexus will beweisen, dass hohe Leistung nicht mit kolossalem Verbrauch einhergehen muss. Wer Energiefluss und Verbrauchsbilanz am Navigationsbildschirm (ein echter Hingucker) beobachtet, wird vermuten, dass der Hybridantrieb sein Potenzial bei häufigem Stop-and-go-Verkehr ausschöpfen kann.

Um dieser Vermutung nachzugehen, musste der Lexus RX 400h zusätzlich zur in Überland- und Autobahnfahrt geteilten Normverbrauchsrunde eine 45 Kilometer lange Stadtfahrt in Stuttgart über sich ergehen lassen. Und tatsächlich: Wechseln sich Anfahr- mit Anhaltephasen in kurzen Intervallen ab, geht der Stern des Hybrid-Lexus auf. Häufig bleibt der V6 dann still. 12,6 Liter auf 100 Kilometer verzeichnete der Bordcomputer im dichten Großstadtverkehr. Ohne Caravan sind hervorragende Werte um acht Liter drin. Doch je flüssiger der Verkehr wird, desto schneller schwinden die Verbrauchsvorteile des RX 400h. Am Ende der City-Runde flossen 7,8 Liter Super in den 65-Liter-Tank, was einen Durchschnittsverbrauch von 17,3 Litern entspricht.

Bei zügiger Landstraßenfahrt ordnet sich der Lexus mit bemerkenswerten 15,2 Litern zwischen großvolumigen Dieseln und starken Benzinern ein. Auf der Autobahn schaltet der Benzinmotor höchstens in der Rollphase beim Auflaufen auf einen Lkw ab. Trotzdem sinkt der Verbrauch auf 14,2 Liter. Eine Bilanz, die sich gemessen an der Leistung sehen lassen kann. Zu schaffen macht dem RX 400h sein Gewicht. Obwohl der der 400h nur 150 Kilogramm schwerer ist als sein konventioneller Bruder RX 300, leidet die Zuladung. Abzüglich der Stützlast bleiben für Passagiere und Gepäck nur 325 Kilogramm übrig.

Für Letzteres steht ein vergleichsweise kleines Ladeabteil zur Verfügung, das sich im Handumdrehen großzügig erweitern lässt. Die hohe Pendelstabilität gehört zu den Schokoladenseiten des RX. Das straffe Fahrwerk aber könnte komfortabler, das Lenkgefühl um die Mittellage konkreter sein. Unter Zug an den Vorderrädern wird die Lenkung zu leichtgängig. Unbedingt angewiesen ist der RX 400h auf Winterreifen. Bei winterlichen Straßenverhältnissen kommt das System mit dem elektrischen Heckantrieb und der unerbittlich leistungsreduzierenden Traktionskontrolle schneller an seine Grenzen als Allradler mit klassischem Antrieb per Kardanwelle. Caravanspiegel zur Kotflügelmontage sind ebenfalls ratsam: Mit montierten Auslegern halten die Serienaußenspiegel dem Fahrtwind nicht stand und klappen ein. Bleibt zu hoffen, dass sich Hybridfahrzeuge behaupten. Der RX 400h ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Technische Daten Hersteller: Toyota Deutschland GmbH Modell: RX 400h Preis: ab 49750 EUR Anhängelast: 2000 kg KW: 155 mm PS: 211 mm