Lassen Sie sich von den lackierten Stoßfängern nicht täuschen. Diese beiden Pick-ups sind echte Arbeitstiere: Je mehr sie schultern müssen, desto geschmeidiger werden sie.
Lassen Sie sich von den lackierten Stoßfängern nicht täuschen. Diese beiden Pick-ups sind echte Arbeitstiere: Je mehr sie schultern müssen, desto geschmeidiger werden sie.
Mit "Man könnte …" beginnen die besten Argumente für einen Pick-up. Man könnte beispielsweise einfach weiterfahren, wenn die Straße zu Ende ist. Oder ein Luxus-Apartment durch die Lande wuchten. Oder einen Wald abholzen und aufladen. In Zahlen drückt sich die potenzielle Schaffenskraft von Mitsubishi L 200 und Nissan Navara wie folgt aus: Anhängelasten von 3,1 und 3,5 Tonnen, 125 zu 140 kg Stützlast und 932 zu 962 kg Zuladung, 50 und 60 Zentimeter Wattiefe sowie 20,5 und 21,9 Zentimeter Bodenfreiheit. Zusätzlich haben beide zuschaltbaren Allradantrieb, der selbst auf den sumpfigsten Campingplätzen die Chancen aufs pünktliche Wegkommen erhöht.
Mitsubishi L 200 2,2 (110 kW/150 PS)
Leergewicht: 2181 kg
Zul. Gesamtgewicht: 3110 kg
Länge/Breite/Höhe: 5305/1815/1780 mm
Preis ab: 38.990 Euro
Nissan Navara (140 kW/190 PS)
Leergewicht: 2289 kg
Zul. Gesamtgewicht: 3250 kg
Länge/Breite/Höhe: 5330/1850/1805 mm
Preis ab: 47.910 Euro
Kurzum: Je steiniger der Weg, je schwerer die Last und je mieser das Wetter, desto besser können die beiden Light-Trucks ihre Talente zeigen. Als Doppelkabiner bieten sie obendrein ordentlich Platz für fünf, wobei die steillehnigen und dünn gepolsterten Rückbänke kaum Reisekomfort offerieren. Etwas besser sieht es in der ersten Reihe aus. Hier kaschieren beide ihren robusten Charakter mit Zierleisten und bequemeren Sitzen. Die Lederausstattung ist ein Indikator für die Ausstattungslinien Plus (Mitsubishi) und N-Guard (Nissan) der Testkandidaten.
Als große Errungenschaft der Modellpflege vermarktet Nissan das neue Infotainment-System. Eine ähnliche Steuereinheit mit Touchdisplay findet sich auch im L 200 – allerdings ohne integriertes Navi. Im harten Kontrast zu den modernen Schaltzentralen stehen kantige Kippschalter für Allrad und Sitzheizung. Sie versprühen den Charme vergangener Jahrzehnte. Ist der Fahrersitz erfolgreich erklommen, belohnt die hohe Sitzposition mit einer guten Übersicht. Trotzdem sind die vier Parkkameras zum geschmeidigen Ankuppeln und Einparken ein Segen.
Nissan jubelt: Mit dem modifizierten Fahrwerk (Mehrlenker-Hinterachse mit Schraubenfedern statt Starrachse/Blattfedern wie beim L 200) erreiche der Truck ein "kultiviertes Fahrerlebnis". Für Pick-up-Neulinge dürfte dies allerdings schwer nachvollziehbar sein, da das Setup, im Vergleich zum Pkw, einen rumpeligen Federungskomfort (unbeladen) mit einer rückmeldungsarmen Lenkung verbindet. Daher gilt es auch, das Kurventempo auf der Landstraße eher behutsam zu wählen, da sonst beide Kontrahenten Platz zum Herumwanken brauchen. Bei Federung, Lenkung und Handling hat der Mitsubishi L 200 die Nase leicht vorn. Dies sollte aber nicht zu dem Rückschluss führen, er sei darin gut.
Letzteres gilt leider auch für die gemessenen Bremswerte. Mit 38,4 (L 200) zu 40,3 Metern (Navara) aus 100 km/h auf null bewegen sich beide Kandidaten zwischen schlecht und miserabel. Zum Vergleich: Die auf dem Navara basierende Mercedes X-Klasse stand bei früheren Messungen bereits nach 35 Metern. Überraschender Randaspekt in diesem Zusammenhang ist, dass Nissan im Bereich der Bremsen nachgebessert hat. Seit dem Facelift hat der Navara hinten Scheiben- statt Trommelbremsen und vorn größere Scheiben. Und trotzdem kommt er im aktuellen Test weder an die Bremswerte seines Kontrahenten noch an die des Vor-Facelift-Modells heran.
Im Zugbetrieb indes führt der Nissan den fahrdynamisch anspruchsvollen Eriba Nova souveräner als der L 200, der deutlich mehr zu kämpfen hat, den Caravan sauber auf Kurs zu halten.
Schon wegen der hohen Anhängelast und des zulässigen Gesamtzuggewichts mit Anhänger von 6130 kg (L 200: 6150 kg) wäre es frevelhaft, den Pick-ups eine Anhängekupplung vorzuenthalten. Diese gibt es in der N-Guard-Ausstattung des Navara serienmäßig und in kleineren Ausstattungslinien optional ab Werk – aber leider immer ohne Zündungs- und Dauerplusleitung.
Am L 200 wird der Haken erst beim Händler montiert (ca. 800 Euro). Dabei kann der Kunde zwischen einer starren und einer abnehmbaren Variante wählen. Obwohl die abnehmbare Kupplung schienbeinschonender wäre, hat der Testwagen eine starre Ausführung. Sie punktet im direkten Vergleich mit ihrer vollständigen Verkabelung samt stabiler Stromversorgung für den Kühlschrankbetrieb.
Der 2,3-Liter-Motor des Nissan zerrt den Navara geräuschvoll und kräftig voran – ungeachtet der Wandlerautomatik, die ihre sieben Stufen eher trödelig, dafür aber nahezu verschleißfrei durchsortiert. Ähnlich verhält es sich mit dem 2,2-Liter-Diesel im L 200. Auch er nagelt unter Last kernig, während seine Wandlerautomatik nur sechs Gänge serviert.
Ergebnis der CARAVANING-Verbrauchsrunde mit zwei Tonnen im Schlepptau: 13,9 Liter (L 200) und 14,4 Liter Diesel (Navara).
Antrieb und Verbrauch
Motor: 4-Zylinder-Turbodiesel, 2268 cm3
Max. Drehmoment 400 Nm ab 1750 U/min.
Abgasnorm: Euro 6d-Temp. Tank: 75 L, AdBlue: 21 L
Fahrleistungen (solo)
Beschleinigung 0–100 km/h: 13,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
Testverbrauch: Liter Diesel/100 km
solo/Gespann: 10,2/13,5
Norm Stadt/Land/komb.: 8,4/7,5/7,6
Nahezu verschleißfrei arbeitende Wandlerautomatik.
Geländetauglicher, traktionsstarker Allradantrieb zuschaltbar
Verhältnismäßig hoher Solo-Verbrauch. Kernig arbeitender Diesel.
Unbeladen hölzern ansprechendes Fahrwerk.
Indirekte, schwammige Lenkung. Zu langer Bremsweg aus 100 km/h.
Ladefläche, Variabilität und Sitze
Ladefläche: 1520 x 1470 x 475 mm. Rücksitzlehne klappbar.
Praktische und schicke Ladeflächen-abdeckung in Wagenfarbe mit hydraulischen Öffnern.
Robuste Riffelblechverkleidung des Laderaumes.
Vordersitze ohne Lordosenstütze.
Durch Bremsen verrutschte Ladung ist aufgrund der tiefen Ladefläche und der hohen Ladekante nur schwer erreichbar.
Gewichte und Abmessungen
Zuladung abgezogen Stützlast (100 von 125 kg): 829 kg.
Anhängelast (12 %): 3100 kg, maximalgewicht des Zuges: 6150 kg.
Leergewicht erlaubt Tempo 100 mit schweren Anhängern.
Höheres zulässiges Maximalgewicht des Zuges und 3040 kg Anhängelast bei voll beladenem Fahrzeug.
Unbeladen ruppiges Fahrwerk.
Schwammig indirekte Lenkung.
Hohes Leergewicht (2178 kg), dadurch eher ungeeignet als Zugfahrzeug für die Führerscheinklasse B.
Anhängekupplung und Elektrik
Anhängekupplungspreis: ca. 800 Euro
Einbau: Händler
System: starr
Stützlast: 125 kg
Elektrische Versorgung
Blinkerausfallerkennung
Antrieb und Verbrauch
Motor: 4-Zylinder-Turbodiesel, 2299 cm3
Max. Drehmoment: 450 Nm ab 1500/min.
Abgasnorm: Euro 6d-Temp., Tankvolumen: 73 L, AdBlue: 18 L
Fahrleistungen (solo)
Beschleinigung 0–100 km/h: 11 s
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Testverbrauch: Liter Diesel/100 km
solo/Gespann: 9,7/14,4
Norm Stadt/Land/komb.: 8,7/5,9/6,9
Bei Caravan-Reisegeschwindigkeit (80–100 km/h) angenehmes Drehzahlniveau dank 7-Gang-Automatik.
Geländetauglicher, traktionsstarker Allradantrieb zuschaltbar.
Knurriger, gern präsenter Diesel.
Automatik verharrt häufiger im sechsten Gang.
Insgesamt schlechte Bremswerte.
Schwammige Lenkung.
Ladefläche, Variabilität und Sitze
Ladefläche: 1580 x 1560 x 474 mm. Aufstellbare Rücksitzfläche.
Solo fast eine Tonne Zuladung.
Bequeme Sitze vorn. Rücksitzbank für zusätzlichen Stauraum klappbar.
Durch Bremsen nach vorn gerutschte Ladung ist aufgrund der tiefen Ladefläche und der hohen Ladekante nur schwer erreichbar.
Gewichte und Abmessungen
Zuladung abgezogen Stützlast (100 von 140 kg): 861 kg
Anhängelast (12 %): 3500 kg
Maximalgewicht des Zuges: 6130 kg.
Enorme Stützlastreserven.
Hohe Zuladung.
Tempo 100 auch mit schweren Trailern möglich.
Absolut gesehen sehr hohes Leergewicht (2288 kg).
Wegen begrenzten Gesamtzuggewichts bei voller Zuladung "nur" noch 2880 kg Anhängelast.
Abmessungen in Innenstädten, bei der Parkplatzsuche und in Parkhäusern hinderlich.
Anhängekupplung und Elektrik
Anhängekupplungspreis: 710 Euro
Einbau: werkseitig
System: starr
Stützlast: 140 kg
Elektrissche Versorgung
Blinkerausfallerkennung