Opel Astra Business Edition im Test
Abgespeckter Caravan-Zugwagen

Opel Astra Business Edition: Der Golf-Gegner hat kräftig abgespeckt und ist geräumiger geworden. CARAVANING hat sich den 125-PS-Benziner genau angeschaut. Hier alle Test-Ergebnisse.

Seitenansicht Opel Astra
Foto: Ingo Wagner

Es ist sicher nicht die wichtigste Erkenntnis eines Zugwagentests, aber: Der neue Opel Astra macht richtig Spaß. Dank Diät (bis zu minus 200 Kilo), neuem Fahrwerk und leichtem 1,4-Liter-Benziner im Bug wirft sich der Golf-Konkurrent mit Verve in Kurven. Die Sitze mit AGR-Siegel (985 Euro im Paket) sorgen dabei neben Langstreckentauglichkeit auch für den nötigen Seitenhalt.

Für eine doppelte Überraschung sorgt der Motor. Die erste ist, dass Opel einen Benzinmotor mit Anhängekupplung ins Rennen schickt, die zweite, wie gut der Vierzylinder seinen Job macht. Schon bei 2.000 Umdrehungen pustet der Lader so viel Sauerstoff in die Brennräume, dass das maximale Drehmoment von 245 Newtonmeter anliegt. Diese Bullen-Charakteristik raubt der Maschine allerdings Drehfreude – oberhalb von 4.500 Touren wird sie müde. Und sie neigt bei Teil- bis Volllast zum Ruckeln. Im Zugbetrieb mit voll ausgereizter Anhängelast von 1.450 Kilogramm wird die Zugeschnürtheit bei hohen Drehzahlen an Steigungen offenbar, die mit Tempo 80 oder 100 befahren werden sollen. Dann muss der 1,4Liter raus aus der Komfortzone und rein in die Viertausender, obwohl ihm erstaunlich oft der sechste Gang genügt. Die Erfahrung, dass Verbräuche von Benzinmotoren im Anhängerbetrieb stärker steigen als die von Dieseln, gilt für den Astra nicht. Genügen dem 1.4-Turbo, den es übrigens auch mit 150 PS gibt, im Alltag 6,5 Liter Super für 100 Kilometer, so konsumiert er beim Gespann-Test nur 12,7 Liter. Der Verbrauchstest offenbart nebenbei eine seltsame Schwäche: Der Opel Astra lässt sich nur mit sehr viel Geduld randvoll tanken.

Das straffe Fahrwerk führt den Caravan stets sicher, legt unter Stütz- und Gepäcklast sogar mehr Federungskomfort an den Tag als unbeladen. Bei der Anhängekupplung (695 Euro) setzt Opel weiterhin auf ein Stecksystem, sieht aber für den abmontierten Kugelhals weder unter dem Kofferraumboden noch hinter den Seitenverkleidungen einen festen Platz vor. Auch über Dauerplusverfügt der Testwagen erstaunlicherweise nicht.

Das Urlaubsgepäck muss über eine hohe Ladekante gehoben werden, um im 370 Liter großen Kofferraum zu landen. Die umgelegten Rücksitze erweitern ihn auf 1.210 Liter, erzeugen aber eine leichte Stufe im Laderaumboden.

Wer einen Diesel bevorzugt, bekommt den Astra als 1,6 CDTI mit 95, 110, 136 oder, als Doppel-Turbo, 160 PS. Die beiden starken Diesel dürfen 1.500 und 1.550 Kilogramm schleppen. Allerdings kostet der 136-PS-Diesel satte 3.800 Euro mehr als der 125-PS-Benziner. Künftig ist der Astra auch als Sports Tourer lieferbar. Der Kombi kostet 1.000 Euro mehr als die Limousine, darf aber 50 Kilo weniger ziehen. Automatik-Fans müssen den 136-PS-Diesel kaufen. Für den 150-PS-Benziner mit 6-Gang-Automatik gibt es ab Werk nämlich keine Anhängekupplung.

Technische Daten

Motor/Antrieb: Vierzylinder-Benziner, 1.399 cm3, max. Drehmoment 245 Nm ab 2000/min. Abgasnorm: Euro 6.

Fahrleistungen solo

  • Beschleunigung 0–100 km/h: 9,2 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h

Verbrauch (Diesel) Liter/100 km im Test

  • solo/Gespann: 7,2/12,7
  • Norm Stadt/Land/komb.: 7,3/4,5/5,5

Maße/Gewichte:

  • Länge/Breite/Höhe: 4.370/1.871/1.485 mm.
  • Leergewicht/zul. Gesamtgewicht: 1.270/1.820 kg
  • Zuladung abgezogen Stützlast (70 kg): 480 kg
  • Anhängelast 12%: 1.450kg
  • Maximalgewicht des Zuges:
  • Testgewicht Zugwagen/Caravan: 1.480/1.450 kg
  • Kofferraumvolumen: 370/1.210 Liter

Motor, Getriebe und Verbrauch
 Sparsamer Benzinmotor mit erstaunlich viel Kraft bei niedrigen Drehzahlen. Dabei akustisch zurückhaltend. Leicht und exakt schaltbares 6-Gang-Getriebe mit für Anhängelast passender Übersetzungsbandbreite.
 Im oberen Drehzahlbereich zähe Leistungsentfaltung. Ruckeln bei Teil-bis Volllast – bei kaltem Motor stark, warmgefahren weniger.

Fahrverhalten und -komfort
 Sicheres Fahrverhalten durch Unempfindlichkeit gegenüber Pendelbewegungen des Anhängers dank kurzer Überhänge. Unter Beladung feiner ansprechende Federung als unbeladen, dadurch guter Gespannkomfort. Kräftiger Berganfahrassistent. Belastbare, gut dosierbare Kupplung.
 Traktionsprobleme bei Nässe, dann Antriebseinflüsse in der Lenkung.

Kofferraum und Sitze
 Sehr bequeme, allerdings optionale Komfort-Vordersitze mit AGR-Siegel. Hinten viel Kopffreiheit und gut ausgeformte Rückbank. Akzeptable Beinfreiheit. Ausreichend großer, gut nutzbarer Kofferraum.
 Hohe Ladekante, keine Unter- oder Seitenfächer für die sichere Unterbringung der abnehmbaren Anhängekupplung oder Ähnlichem.

Anhängevorrichtung und -Elektrik
 Zuverlässiges Westfalia-Stecksystem. Gut erreichbare, klappbare Steckdose.
 Kein Schwenksystem wie z.B. im Opel Insignia erhältlich. Keine Dauerplus-Schaltung beim Testwagen. Kein Aufbewahrungsort vorgesehen.

Gewichte und Zuladung
 Niedriges Leergewicht, für Fahrzeugklasse hohe Zuladung und klassenübliche Stützlast. Für Motorisierung angemessene Anhängelast.
 Tempo-100-Zulassung nur mit 1.200-Kilo-Caravans.

Elektronik und Assistenzsysteme
 Anhängerstabilisierung via ESP ab Werk. Hervorragende LED-Scheinwerfer (IntelliLux Matrix-Licht), Verkehrszeichenerkennung. Telematik-System OnStar mit vielen Zusatzfunktionen (Notfall-Service, Fahrzeugortung, W-LAN-Hotspot für sieben Endgeräte, Fahrzeug-Diagnose). Günstige Rückfahrkamera mit zentralem Blick auf den Kugelkopf.
 Trotz Abstandswarner kein Abstandregeltempomat, spät reagierende Lichtautomatik. Eher flaue Bildschirmauflösung.

Fazit

Der Opel Astra ist ein fahrspaßiges sowie alltags- und urlaubstaugliches Kompaktauto. Nur für Campingtouren mit der Familie bräuchte er mehr Laderaum und Anhängelast. Überwiegend überzeugend agieren der Turbo-Benziner und das Fahrwerk, das neue LED-Licht ist eine echte Empfehlung.