Range Rover D 350 (2023) im Zugwagentest
Luxus-Offroader fürs Wohnwagen-Gespann

Der Brite vereint Zug- und Offroad-Kompetenz mit feudalem Luxus – nicht ohne Nebenwirkungen.

Range Rover D 350 (2023) Gespann f
Foto: Ingo Wagner

Ein bisschen "Charles und Camilla" fährt im Range Rover immer mit. Vor allem, wenn im Fond die 3.700 Euro teuren Business-Class-Comfort-Plus-Rücksitze installiert sind. Die von einer wuchtigen, elektrisch aus- und einklappenden Mittelkonsole getrennten Einzelsitze sind erste Wahl fürs Gefahrenwerden, schränken aber die Variabilität und damit den Nutzen des Range Rover als Alltags- und Urlaubsfahrzeug ein – beim Umklappen entsteht keine ebene Ladefläche.

Range Rover D 350 (2023) Ruecksitz f
Ingolf Pompe
Die Business-Class-Bank mit Einzelsitzen ist im Alltag eher hinderlich, denn kleiner kann sie sich nicht (elektrisch) zusammenfalten.

Doch auch mit herkömmlicher Dreierbank bleibt vieles royal. Es gehört nämlich zum Wesen des britischen Luxus-Offroaders, möglichst viel vom Leben draußen von den Insassen fernzuhalten – und sei es noch so hart. Dafür sorgen die höhenverstellbare Luftfederung (auf Wunsch senkt sich die Karosserie zum Aussteigen servil ab oder hebt sie an, um durch bis zu 90 Zentimeter tiefes Wasser zu waten) und die leichtgängige Allrad-Lenkung mit exzellentem Wendekreis. Auch die bequemen Sitze und die hervorragende Geräuschdämmung des Motors tragen dazu bei. Der Motor verwandelt Diesel in 350 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment.

Der Sechszylinder behauptet sich in Kooperation mit der butterweichen 8-Gang-Automatik souverän gegen das enorme Gewicht des Gespannes, das sich aus knapp 2,8 Tonnen Auto und zwei Tonnen Anhänger summiert. Man darf annehmen, dass den Range selbst 1,5 Tonnen mehr am vollelektrisch schwenkenden Haken nicht in die Bredouille bringen. Vor dem Hintergrund der bewegten Masse erstaunlich ist der Verbrauch: Mit 12,6 Litern/100 km absolviert der Testwagen die Messrunde.

Range Rover D 350 (2023) Cockpit f
Ingo Wagner
Schöner thronen: Die tiefe Fensterlinie sorgt für Rundumblick. Komfort und Material erfüllen höchste Ansprüche, die Verarbeitung nicht überall.

Diese Distanziertheit vom Geschehen hat im Gespannbetrieb nicht nur Vorteile. Der schwere Wagen läuft gern Spurrinnen und der Straßenneigung nach und lässt sich wegen der indifferenten Lenkung nicht so präzise und selbstverständlich auf Kurs halten wie sportivere Premium-SUV. Das bring etwas mehr Unruhe ins Gespann, als es aufgrund der Physik sein müsste. Auch gegen das Nicken der Deichsel richten Luftfederung und Gewicht weniger aus, als man erwarten würde.

Technisch ist das Anhängerziehen tief verwurzelt im Range Rover. Er misst die Stützlast, prüft die Anhängerlichter, berechnet den Weg des Caravans, rangiert und schaut per Kamera knapp am Wohnwagen vorbei.

Range Rover D 350 (2023) f
Ingo Wagner
Ein Fingertipp und der Range misst die Stützlast – zumindest näherungsweise.

Dem königlichen Preis (los geht es ab 125.900 Euro für den 249-PS-Diesel) nicht angemessen sind, Windgeräusche ab 120 km/h und die knarzende vordere Mittelkonsole.

Range Rover D 350

Range Rover D 350 (2023) f
Ingo Wagner
Glatt geschliffener Koloss. Trotzdem pfeift der Wind ab 120 km/h um den Frontscheibenrahmen.
  • Ausführung: Autobiography, 257 kW (350 PS)
  • Antrieb: permanenter Allradantrieb, 8-Gang-Wandlerautomatik, Untersetzung
  • Grund-/Testwagenpreis: 161.900/171.272 Euro
  • Anhängelast Baureihe: 3.500 kg

Antrieb, Fahreigenschaften und Verbrauch

Fahrleistungen

  • Beschl. 0–100 km/h: 6,7 s
  • Höchstgeschw.: 234 km/h

Testverbrauch Liter Diesel/100 km

  • solo/Gespann: 10,6/12,6
  • Norm WLTP: 7,9

 Sehr sanft laufender, gut gedämmter und starker Diesel.
 Sehr niedriges Drehzahlniveau auf Autobahnen.
 Günstiger Verbrauch.
 Sehr sanft schaltende, perfekt abgestufte Automatik.
 Getriebeuntersetzung für Rangierfahrten an steilen Rampen.

 Indifferente, leichtgängige Lenkung erschwert sauberes Kurshalten.

Kofferraum, Variabilität und Sitze

Range Rover D 350 (2023) Kofferraum f
Ingo Wagner
Die zweiteilige Kofferraumklappe erschwert Zugang.​

Kofferraumvolumen: min. 482/max. 1.773 Liter. Optional elektrisch verstellbare Rücksitze mit Mittelkonsole. Elektrisch umklappbar vom Kofferraum aus.

 Großzügiges Platzangebot vorne und hinten.
 Sehr bequeme, langstreckentaugliche Sitze.

 Optionale Business-Class-Rücksitze lassen sich nicht flachlegen und zeigen zerklüfteten Unterbau.
 Fünfter Platz nur Notsitz.
 Zweiteilige Kofferraumklappe erschwert Zugang.

Gewichte und Abmessungen

Gewichte

  • Leergewicht gem./zul. Gesamtgewicht: 2.763/3.350 kg
  • Zuladung abgezogen Stützlast (100 von 150 kg): 487 kg
  • Anhängelast (12 %): 3.500 kg.
  • Maximalgewicht des Zuges: –

Maße

  • Länge/Breite/Höhe: 5,50/1,99/1,82 m
  • Radstand: 3,0 m

 Enorme Anhänge- und Stützlast
 Hohe Zuladung
 Sehr gute Übersichtlichkeit durch hohe Sitzposition und niedrige Fensterlinie.

 Sehr hohes Leergewicht trotz Alu-Karosserie.

Anhängerkupplung und Elektrik

Range Rover D 350 (2023) Anhaengekupplung f
Ingo Wagner
Strom und Öse fürs Abreißseil sind da. Lack aber auch. Der muss weg.

Anhängerkupplung

  • Preis: 1.488 Euro
  • Einbau: werksseitig
  • System: elektr. schwenkend
  • Höhe Kugelkopf: 49 cm
  • Stützlast: 150 kg

Elektrische Versorgung

  • Dauerplus: ✔
  • Plus über Zündung: ✔
  • Blinkerausfallerkennung: Einseitig: ✔ Beidseitig: ✔

Sicherheits- und Assistenzsysteme

  • Elektronische Anhängerstabilisierung: ✔
  • Rangierassistent: ✔ Option: ✔
  • Rückfahrkamera: ✔ Option: X
  • Zoom Kugelkopf: ✔
  • Verkehrszeichenerkennung (Gespann): ✔
  • Campingplätze in Navigation (online): ✔

Fazit

Das Fahrgefühl im Range Rover ist typisch und unvergleichlich. Schon dafür kann man ihn lieben. Motor und Getriebe sind spitze, dass Fahrwerk komfortabel, wenngleich es Deichselnicken nicht perfekt ausfiltert. Das Assistenzarsenal ist fast so beeindruckend wie der immense Preis.

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten