Zugwagen- Test: Audi Q3
Der kleine Q

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Nachwuchs in Audis Q-Stall: Der feine Q3 kombiniert beste Fahrdynamik mit hohem Praxisnutzen bei kompakten Außenmaßen. Wie steht´s um seine Zugqualitäten?

Zugwagen-Test: Audi Q3, Gespann
Foto: Jacek Bilski

Kleiner ist feiner - das gilt auch für SUVs: die stählernen Saurier vom Schlage einer Mercedes M-Klasse, eines Land Rover Discovery, VW Touareg oder Audi Q7 sind, zumindest in Deutschland, auf dem Rückmarsch. Nicht selten machen sie dabei den kleineren und deutlich leichteren Geschwistern Platz. So eines ist der Audi Q3 2.0 TDI. Bei rund 1,6 Tonnen Leergewicht darf auch der Q3 mit Quattro-Allrad zwei Tonnen schwere Anhänger an den Haken nehmen.

Nun: Zwei Tonnen ziehen können viele. Doch in welchen Dingen ist der teure Premium-Audi besser als der große Rest? Vielleicht beim unkomplizierten, gutmütigen Fahrverhalten im Gespann? Sicher auch. Denn der kurze Hecküberhang, die breite Spur und die aufwendige Hinterachskinematik sorgen für stabilen Geradeauslauf auch bei höheren Geschwindigkeiten. Das Trailer-ESP ist serienmäßig.

Top auch das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das bei der 172-PS-Variante des Zweiliter-TDI serienmäßig an Bord ist: Mit kurzer Anfahr-Übersetzung und engen Gangsprüngen hält die S-Tronic für jede Fahrgeschwindigkeit die passende Übersetzung parat. Selbst Kriechen im Autobahnstau am Berg bringt die mechanische Anfahrkupplung nicht in Verlegenheit. Gleiches gilt für das Rangieren rückwärts. Auch hier erreicht der Audi Q3 nach 200 Metern feinfühlig -dosierbaren Anhängerbugsierens bergauf die volle Punktzahl. Positiv wird im Test auch die Funktion des Anfahrassistenten vermerkt, der die Fuhre mit und ohne Caravan rückrollfrei anfahren lässt. Kritik erntet der Automat für zu langes -Verharren in hohen Gängen. Und geht dem TDI dann doch die Puste aus, schaltet die -S-Tronic blitzartig mehrere Gänge zurück. Hier wäre weniger deutlich mehr.

Ist es die Ausstattung, mit der sich der Q3 vom Wettbewerb absetzt? Bedingt. Nur wer bereit ist, wie im Fall des nahezu voll ausgestatteten Testwagens, rund 56 000 Euro zu investieren, bekommt Premium satt. Ohne das 2300 Euro teure Feinnappaleder, die edlen Aluminiumräder, das 2725 Euro teure MMI-Navigationssystem „plus“, das Fahrwerk  mit elektrischer Dämpferregelung beginnt für 36 800 Euro die einfachere Welt des Q3 2.0 TDI Quattro S-Tronic. Der 140-PS-TDI mit Schaltgetriebe und 1800 kg Anhängelast kostet 32 200 Euro, die frontgetriebene Variante mit identischer Zugfähigkeit ab 29 900 Euro.

Optisch ist der Audi Q3 top verarbeitet, doch das Geräuschbild passt bei den Dieseln nicht ganz zum Premium-Anspruch. Motor- und Windgeräusche könnten besser gedämmt sein.
Kann sich der Q3 durch großzügiges Raumgefühl und erstklassigen Sitzkomfort dis-tan-zieren? Im Testwagen zeichnen dafür vorn die gegen 1030 Euro lieferbaren, elektrisch einstellbaren Sportsitze mit Ihrer hohen Sitzposition verantwortlich. Hinten fühlen sich auch Erwachsene mit langen Beinen gut aufgehoben. Der Gepäckraum dahinter fasst 460 Liter. Das ist für Schlauchboot oder Vorzelt klar zu wenig. Doch klappt man die Rücksitzlehnen um, schluckt der Q3 mit 1365 Liter Stauraum fast alles, was über die 77 Zentimeter hohe und etwas schmale Ladekante gewuchtet werden kann.

Oder hebt sich der Q3 durch Fahrdynamik und Effizienz von der Konkurrenz ab? Genau das ist es: Mit direkt ansprechender Lenkung und straffem Fahrwerk gehört er eindeutig zur sportlichen Sorte. Die 380 Newtonmeter des TDI bringen neben Dynamik jene Souveränität, die selbst im Gespann kraftvolles Beschleunigen bei mittleren Drehzahlen ermöglichen. Im Gegenzug ist im Efficiency-Modus des aufpreispflichtigen Drive-Select- Systems auch extra-sparsames Segeln ohne Motorunterstützung drin. Der Testverbrauch im Solo-Betrieb: 6,9 Liter. Auch als Zugmaschine nimmt der Q3 nicht übermäßig Dieselöl zu sich. 12,2 Liter sind kein sensationeller, aber ein guter Wert.

Und das ist, was den Q3 zuletzt wirklich vom Wettbewerb abhebt: Die Kombination aus feinem Outfit, bester  Verarbeitung, toller Performance und hoher Effizienz — ohne Verzicht auf Fahrspaß oder Einschränkungen bei den Zugeigenschaften. Und das ist kein kleiner, sondern eher ein großer Q.

Daten & Messwerte Audi Q3

Motor/Antrieb:
4-Zylinder-Turbodiesel; 130 kW/177 PS; max. Drehmoment: 380 Nm ab 1750/min., Abgasnorm: Euro 5. Allrad, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.

Fahrleistungen solo 1):

  • Beschleunigung 0-100 km/h: 8,2 s
    Höchstgeschwindigkeit: 212 km/h

Fahrstufen und Drehzahlen im Gespann 2):

  • Bergauf 7 %, 80 km/h 4. Gang: 2900/min.
    Bergauf 7 %, 100 km/h 4. Gang: 3500/min.

Konstantfahrt in der Ebene 3):

  • 80 km/h   5./6./7. Gang: 2250/ 1800/1500/min.
    100 km/h. 5./6./7. Gang: 2700/2150/1800/min.

Verbrauch (Diesel)L/100 km:

  • im Test Gespann/solo: 12,2/5,9
    Norm: Stadt/Land/komb.: 7,0/5,3/5,9

Maße und Gewichte:

  • L/B/H 4,39/1,83/ 1,61 m
    Leergew./zul. Gesamtgewicht: 1660/2185 kg
    Zuladung (80 kg Stützlast abgezogen): 465 kg
    Zuggewicht max.: 4205 kg
    Testgewicht Zugw./Caravan: 1910/1800 kg
    Kofferraum: 460-1365 L

  • Grundpreis: 31 550 Euro 

Testwagen:
2.0 TDI Quattro (177 PS) mit 7-Gang- Doppelkupplungsgetriebe ab 36 800 Euro; AHK ausschwenkbar ab Werk: 830 Euro.

Antrieb:
+ Motor kräftig und sparsam, Traktion hervorragend, Autom. DSG-Getriebegut abgestuft, Kupplung standfest.
- TDI im Efficiency-Modus etwas brummig, teils Automatik-Schaltsprünge im Zugbetrieb mit schwerem Hänger.

Fahrverhalten:
+ Gute Fahrstabilität, Gespann-ESP Serie, effektive Berganfahrhilfe.

Gewichte:
+ Gute Stütz- und Anhängelast.

Innenraum:

+ Gute Verarbeitung, variabel.

Anhängekupplung:
+ usschwenken der Kupplung durch Entriegelung im Kofferraum möglich.

- Erschwerter Zugang zum Entriegelungsgriff bei beladenem Kofferraum.



1) Werksangabe

2) Caravaning-Messwerte, 7 % Steigung.

3) Fahrstufen und Drehzahl in der Ebene. Optimalbereich grün unterlegt.