Es gibt immer mehr Gründe auf Elektromobilität umzusteigen: Die steigenden Spritpreise einerseits und das Thema Nachhaltigkeit andererseits. Außerdem kündigen viele Hersteller an in naher Zukunft keine Verbrenner mehr zu bauen. Warum also nicht schon beim nächsten Pkw auf ein E-Auto oder Hybrid-Pkw setzen?
Für alle Caravan-Fans hat CARAVANING die Marktlage für passende Autos mit Anhängerkupplung gecheckt – und Rankings in zwei Kategorien erstellt, in denen wir geeignete Pkw fürs Caravan-Gespann vorstellen: 1. Elektroautos und 2. Plug-In-Hybride.
1. Elektroautos mit hoher Anhängelast
Der E-Mobilität zugeneigte Caravan-Freunde und Freundinnen mussten vor ein paar Jahren nicht lange überlegen, welches Elektroauto für sie infrage kommt: Das Tesla Model X, das als einziges E-Modell eine serienmäßige Anhängerkupplung mit einer Anhängelast von 2.250 Kilogramm kombiniert. Dass sich konzeptbedingt Vor- und Nachteile die Waage halten, zeigte sich bereits in unserem Zugwagen-Test.
Aller Abstriche zum Trotz: Der Tesla Model X war allein dadurch fortschrittlich, dass er überhaupt Wohnanhänger an den Haken nehmen kann. Das hatte er lange allen anderen in Deutschland angebotenen Elektroautos voraus. Außerdem konnte ihm in puncto Anhängelast niemand das Wasser reichen – im Jahr 2020 bot keine andere Marke über 2 Tonnen Anhängelast. Sollte das Trailer-Ziehen die bereits überschaubare Reichweite etwa nicht noch zusätzlich in Grenzbereiche treiben?
BMW bietet mehr Anhängelast als Tesla
Vor allem die deutschen Hersteller haben zum Modelljahr 2022 aufgeholt, was E-Autos mit Anhängerkupplung angeht. In den vergangenen Jahren haben sie für Wohnwagen-Fans interessante Zugfahrzeuge auf den Markt gebracht. Allen voran: BWM.

Mit dem Modell BMW iX stoßen die Bayerischen Motorenwerke München den coolen Kalifornier Tesla vom Elektro-Anhängelast-Thron. Zwar hat der Tesla Model X mit einer aktuellen Anhängelast von 2.268 Kilogramm sogar ein bisschen obendrauf gepackt seit dem ersten Test. Allerdings kann der iX sogar 2.500 Kilogramm ziehen. Neben 523 PS und 630 km Reichweite bringt der iX ein hexagones Lenkrad und ein Curved-Display in der Armaturentafel mit, womit er ziemlich futuristisch anmutet. Ein elektrischer Allradantrieb ist obligatorisch. Mehr Infos hier.
Modell | Anhängelast (in kg) | max. Leistung (in KW) | max. Reichweite (km) | Preis (Euro) |
2500 | 455 | 630 | 77.300 | |
2268 | 750 | 560 | 110.990 | |
1800 | 370 | 446 | 71.350 | |
1800 | 300 | 433 | 66.069 | |
1800 | 215 | 430 | 47.541 | |
1800 | 370 | 437 | 69.100 | |
1600 | 225 | 481 | 41.900 | |
1600 | 400 | 585 | 59.200 | |
1588 | 393 | 533 | 59.965 | |
1500 | 170 | 423 | 48.850 | |
1500 | 140 | 339 | 38.990 | |
1500 | 170 | 424 | 48.650 | |
1500 | 300 | 542 | 46.495 |
Auf den Plätzen 3 bis 6 tummeln sich E-Auto-Modelle von Audi und Mercedes-Benz mit einer Anhängelast von 1,8 Tonnen. Der Audi e-tron Sportback soll bis zu 446 km Reichweite haben, der Audi e-tron immerhin 437 km. Dass sich im Betrieb mit einem Anhänger diese Reichweite verringern, liegt in der Natur der Sache. Der Mercedes-Benz EQC und EQA bieten auf dem Papier 433 bzw. 430 km Reichweite. Wie es sich mit dem Einsatz im wahren Leben verhält, hat CARAVANING hier getestet.
Hyundai Ioniq 5 und der BMW i4 versprechen 1,6 Tonnen Anhängelast, wobei der BMW mit 400 KW viel mehr Leistung mitbringt als der koreanische Stromer mit 225 KW. Der Tesla Model Y folgt knapp dahinter und kann 1.588 kg am Haken ziehen.
Mit 1,5 Tonnen Anhängelast teilen sich in unserem Ranking gleich vier Elektrofahrzeuge den letzten Platz. Der Volvo C40 und das Schwesternmodell SUV Volvo CX40, außerdem der Polestar 2 und das günstigste Elektro-Zugfahrzeug in unserem Ranking: Der Ssangyong Korando E-Motion kostet mit einem Grundpreis von 38.990 Euro etwa ein Drittel des teuersten Elektro-Zugfahrzeugs. Der Tesla Model X startet bei stolzen 110.990 Euro.
2. Plugin-Hybride mit hoher Anhängelast
Als Alternative zu E-Autos bieten sich Plugin-Hybride an. Der größte Vorteil dieser Fahrzeuge: Hybrid-Fahrzeuge machen auf langen Urlaubsfahrten auf Verbrenner-Basis Strecke, ohne dass man sich allzu große Sorgen um die Reichweite und die nächste Ladestation machen muss. Innerstädtisch und auf kleineren Distanzen kommt emissionsfrei der E-Motor zum Einsatz.
Weiterer Vorteil: Bei den Hybrid-Fahrzeugen ist die Zugkraft aktuell noch größer als bei den reinen Elektrofahrzeugen. Die Sieger in unserem Ranking zieht bis zu 3,5 Tonnen vom Fleck. Gleich drei Fahrzeuge schaffen diese Last: Ganz vorne fahren Porsche Cayenne Coupé, Porsche Cayenne und der VW Touareg mit. Letztere beiden hat CARAVANING bereits als reine Verbrenner im Vergleich getestet. Der Cayenne als E-Hybrid hat sich schon im Einzeltest als Zugwagen bewährt. Prädikat: Er bietet viel Power und Fahrstabilität, allerdings kostet die Hybrid-Batterie Kofferraumvolumen.
Auf den zweiten Platz schafft es der Land Rover Defender. Seine Anhängelast beträgt in der E-Hybrid-Version 3 Tonnen, so könnte er ebenfalls ganz schön stattliche Wohnwagen an den Haken nehmen. Die Benziner-Version des Geländewagens kann sogar 3,5 Tonnen ziehen, hat aber einen sehr hohen Verbrauch im Gespannbetrieb, wie dieser CARAVANING-Test feststellte. Eventuell schneidet der E-Hybrid hier besser ab – testen konnten wir das noch nicht.
2,7 Tonnen schaffen die Modelle Mercedes-Benz GLE Coupé und Mercedes-Benz GLE. Beide hat CARAVANING schon als Verbrenner getestet. Genau in dieser Gewichtsklasse mischt auch der BMW X5 mit. Alle drei sind preislich ähnlich bei etwa 75.000 – 77.000 Euro.
Modell | Anhängelast (kg) | max. Leistung (KW) | Preis (Euro) |
3500 | 500 | 100.521 | |
3500 | 500 | 96.237 | |
3500 | 340 | 74.250 | |
3000 | 297 | 76.300 | |
2700 | 245 | 77.326 | |
2700 | 245 | 75.946 | |
2700 | 290 | 77.300 | |
2500 | 336 | 79.990 | |
2500 | 297 | 90.900 | |
2500 | 375 | 132.500 | |
2350 | 335 | 77.300 | |
2250 | 257 | 64.300 | |
2100 | 235 | 57.638 | |
2100 | 335 | 72.000 | |
2100 | 257 | 65.950 |
Lasten bis zu 2,5 Tonnen können die Hybrid-SUVs Ford Explorer und der Land Rover Range Rover, sowie dessen Sport-Version, an den Haken nehmen. Im kommenden Jahr, so spekuliert man, könnte der Range Rover auch als E-Auto herauskommen.
Darauf folgen zwei Volvos: Der XC90 mit 2.350 Kilogramm und der XC60 mit 2.250 Kilogramm Anhängelast. Den Volvo XC90 als Verbrenner haben wir hier im Test. Letzterer soll demnächst als Elektroauto Volvo XC60 Pure Electric auf den Markt kommen. Bei den E-Versionen ist zu hoffen, dass sie auch genügend Power für Caravans mitbringen.
Die Schlusslichter im Ranking sind Volvo S90, Volvo V90 und die Mercedes E-Klasse. Sie nehmen bis zu 2,1 Tonnen in Schlepptau mit. Letzterer ist übrigens Preissieger: Den Hybrid mit Stern gibt's schon ab 57.638 Euro. Die E-Klasse mit Dieselantrieb konnte CARAVANING im Test mit sparsamen und souveränen Zugwagen-Eigenschaften überzeugen.
Nachgefragt
... bei Dirk Gulde, Redakteur von AUTO, MOTOR und SPORT und Spezialist für alternative Antriebe

Dirk, was ist eigentlich ein Hybrid-Auto?
Ein Hybrid ist ein Fahrzeug, das zwei verschiedene Antriebsquellen hat: meistens einen Benzin-Verbrennungsmotor, seit neuestem auch mit Diesel, und noch einen Elektromotor.
Was bringt ein Hybrid-Antrieb generell?
Jeder der beiden Antriebe hat spezielle Vor- und Nachteile. Beispielsweise kann ein Elektroauto lokal emissionsfrei fahren, der Verbrennungsmotor wiederum kann sehr schnell seine Energie nachtanken und dann lange Strecken zurücklegen. Den Nachteil des Verbrennungsmotors, Bewegungsenergie beim Bremsen nur in Hitze statt in Energie umzuwandeln, kompensiert der Elektromotor, indem er zum Generator wird und Strom in die Batterie zurückspeist, der dann wiederum dem Antrieb zur Verfügung steht.
Wie weit kommt ein Plug-in-Hybrid rein elektrisch?
Inzwischen sind die Batterien auf über zehn Kilowattstunden gewachsen, das heißt, die Autos kommen so 40 bis 50 Kilometer weit. Die ganz neuen wollen sogar 60 bis 70 Kilometer schaffen.
Auch mit Caravan?
Mit Gewicht im Schlepp sinkt die elektrische Reichweite natürlich dramatisch – falls der Elektromotor das Zusatzgewicht überhaupt allein vom Fleck bekommt. Auf jeden Fall schießt der E-Antrieb dem Benzin- oder Dieselmotor noch ein wenig Power zu, was nie schadet. Bergab kommt durch den schiebenden Caravan natürlich wieder eine ordentliche Portion Strom in die Batterie.
Um wie viel sparsamer ist ein Plug-in-Hybrid im Vergleich zu einem Verbrenner?

Wenn ich nie Strom nachtanke, liegt der Verbrauch so 10 bis 15 Prozent unter dem des konventionellen Verbrenners. Lade ich den Plug-in jedoch nie an der Steckdose, macht er keinen Sinn. Plug-in-Hybride lohnen sich vor allem für Leute, die ihren Arbeitsweg vollelektrisch bewältigen, nachts oder am Arbeitsplatz laden können und erst auf Langstrecke und Urlaubstour den Verbrenner nutzen.
Wenn sich Caravan-Besitzende für einen Plug-in entscheiden – was ist besser: Diesel- oder Benzin-Hybrid?
Ganz klar der Diesel-Hybrid. Denn wenn der Elektromotor aufgrund leerer Akkus keinen oder nur noch wenig zum Antrieb beisteuert, arbeitet ein Diesel unter hoher Last bekanntermaßen noch immer sparsamer als ein Benziner. Allerdings: Günstige Alternativen fehlen, auch weil der Diesel mit seiner aufwendigeren Abgasreinigung die Preise in die Höhe treibt.
Fazit
Wer ein Zugfahrzeug mit elektrifiziertem Antrieb sucht, muss immer noch gewissenhafter vergleichen – allerdings tut sich seit ein paar Jahren etwas. Immer mehr E-Autos bringen etwas mehr Zugkraft mit. Das macht Hoffnung auf künftige Entwicklungen.
Etwas Enttäuschung gibt's bei den Plugin-Hybriden, wo man erwarten würde, dass die Entwicklung schon weiter ist. Hier muss man für hohe Anhängelasten leider immer noch tief in die Tasche greifen. Die meisten Hybrid-Autos mit großer Zugkraft befinden sich im hochpreisigen Segment. Einige Zugfahrzeug-Klassiker schaffen den Schritt in Richtung E-Mobilität scheinbar (noch) nicht. Mehr über die Zukunft der Anhängelast, Downsizing und E-Mobilität lesen Sie hier.