Diesel, Elektro oder Benziner im Vergleich
Welches Zugfahrzeug hat den höchsten Verbrauch?

Die drei gängigsten Antriebskonzepte für Pkw haben ihre eigenen Stärken und Schwächen. CARAVANING hat eine Verbrauchsanalyse von Diesel-, Elektro- und Benzin-Fahrzeugen erstellt und zeigt auf, welches das beste Zugfahrzeug ist.

Verbrauchsanalyse (Benzin, Diesel, Elektro) TanksŠulen
Foto: Chanin Wardkhian/getty

Einen Monat ohne Zugwagentest bei CARAVANING? Eigentlich undenkbar. Seit 2013 scheucht die Redaktion die Gespanne aus Auto und Testtrailer über die immer gleiche Testrunde, um verlässliche und vergleichbare Verbrauchswerte zu ermitteln. Seit Anfang 2022 gastieren hin und wieder sogar E-Autos in unserem Fuhrpark, sodass wir Zugriff auf alle drei gängigen Antriebsarten für Pkw haben.

Warum also nicht die Werte einiger Jahre zusammenlegen und ein paar Erkenntnisse daraus ziehen? Ist das überhaupt möglich? Werden wir Neues erkennen oder bloß alte Stammtischweisheiten bestätigen? Diese und ähnliche Fragen schwebten im Orbit unserer Recherche. Nun möchten wir zeigen, was wir feststellen konnten.

Diesel

Lange Zeit schon gilt der Diesel als bester Antrieb für CaravanerInnen. Er ist drehmomentstark, genügsam und unterschreitet teils sogar die Abgasgrenzwerte der strengen Norm Euro 6d. Trotz des sogenannten Dieselskandals im Jahre 2015 ist der Bestand an Diesel-PKW nicht geschrumpft – all jene, die den Diesel vorziehen, tun das aus guten Gründen.

Verbrauchsanalyse (Benzin, Diesel, Elektro) Dieselmotor
Volkswagen
Ein Selbstzünder hat einen Wirkungsgrad von etwa 40–45 %. Der 2.0 TDI von VW ist eine der aktuellsten Evolutionsstufen und treibt etliche zugstarke Autos des Konzerns an.

Ein Grund für CaravanerInnen, einen Selbstzünder vor ihr rollendes Zuhause zu spannen, könnte der im Vergleich zum Benziner geringere Mehrverbrauch im Anhängerbetrieb sein. Rechnet man die gemessenen Verbrauchswerte der Zugfahrzeugtests der Jahre 2022, 2021 und 2020 zusammen, kommt man auf einen durchschnittlichen Mehrverbrauch von 49,33% beim Dieselantrieb.

Beim Benziner sind es 59,66% mehr Kraftstoff auf 100 Kilometer, wenn man einen Wohnwagen zieht. Die unserer Rechnung zugrunde liegenden Verbrauchswerte haben wir auf derselben Teststrecke und mit demselben Testanhänger ermittelt. Zuerst dürfen sich die Dieselverfechter also im Recht fühlen. Der Selbstzünder scheint, allein am Verbrauch gemessen, noch immer die bessere Alternative zu sein. Vorausgesetzt, wir lassen die Elektroautos außen vor.

Elektro

Doch wie genau verhält es sich denn mit den Stromern? Statistisch gesehen ist ihre Präsenz in unseren Zugfahrzeugtests eigentlich nicht existent: Unter den 27 getesteten Pkw des Jahres 2022 sind genau drei E-Autos gewesen. Der Median ihres Mehrverbrauchs zeichnet sie dennoch als Sieger dieser Kategorie aus, denn das Plus an Energieverbrauch mit Caravan betrug lediglich 45% mehr als solo.

Verbrauchsanalyse (Benzin, Diesel, Elektro) Elektromotor
Stallantis
Der Elektroantrieb ist mit einem Wirkungsgrad von 90–95 % hocheffizient. Noch problematisch für Caravaner: Ladezeiten und Infrastruktur.

Allerdings sind drei Messwerte eine zu kleine Versuchsgruppe, um ernsthafte Schlüsse ziehen zu können. Hier müssen wir noch warten, bis unsere Datenbank deutlich mehr Werte von E-Autos vorweisen kann.

Benzin

Was aber bedeuten diese Werte für den aktiven Caravaner im Alltag? Nun, im Angesicht der aktuellen Spritpreise nichts Gutes. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses ist Diesel 10,47 % teurer als E10-Benzin. Verbraucht ein imaginärer Diesel-Pkw also acht Liter auf Solofahrt, wird er mit Caravan 11,95 Liter schlucken. Mit dem mittleren Dieselpreis von 2,11 Euro sind das 25,21 Euro pro 100 Kilometer.

Rechnen wir also den Benziner auch mal durch. Verbraucht er solo ebenfalls 8 Liter, wird er mit dem Wohnwagen am Haken 12,77 Liter brauchen. Das wären, mit dem aktuellen Mittelwert von 1,91 Euro gerechnet, 24,39 Euro/100 km.

Verbrauchsanalyse (Benzin, Diesel, Elektro) Benzinmotor
Stallantis
Der Ottomotor ist mit einem mechanischen Wirkungsgrad von 30–35 % der ineffizienteste der drei gängigen Antriebsarten. Für den höheren Mehrverbrauch bei Gespannfahrt sind übrigens die Drosselklappenverluste verantwortlich.

Der Preis für Strom fürs E-Auto lässt sich ebenfalls mitteln, hier könnten wir von 40 Cent pro Kilowattstunde sprechen. Um ein vergleichbares Ergebnis zu erhalten, rechnen wir hier nicht mit einem Mittelwert, sondern nehmen den zugstärksten der von uns getesteten Stromer, den Volvo C40 Recharge, unter die Lupe. Dieser hatte auf unserer Verbrauchsrunde den höchsten Verbrauch, sowohl solo als auch mit unserem voll beladenen 2-Tonnen-Testtrailer.

Mit dem Hänger am Haken sprang der Verbrauch von 30,1 auf 43,6 kWh/100 km. Das entspricht 17,44 Euro auf einhundert Kilometern. Klingt erst mal wesentlich günstiger, allerdings sprechen wir hier auch von einem Auto jenseits von 90.000 Euro.

Drosselverlust

Der Grund für den höheren Mehrverbrauch von Benzinern sind laut Experte Thiemo Fleck die sogenannten Drosselverluste. Das sind Druckverluste an der gleichnamigen Klappe, die den Effekt der Turboaufladung schmälern. Moderne Dieselmotoren kommen ohne Drosselklappe aus und reagieren deshalb weniger empfindlich bei hoher Last, denn ihr Druck-Bestpunkt ist breiter als der von Ottomotoren.

Welcher Motor für welchen Zweck

Obwohl obige Rechnungen ihre mathematische Richtigkeit haben, sind sie noch lange nicht das Maß der Dinge. Zugstarke E-Autos sind im Moment noch teuer. Das Sparschwein für einen Oberklasse-Stromer zu schlachten, könnte man in ein paar Jahren im Angesicht der raschen technischen Entwicklung bereuen.

Auch ein Diesel ist meist teurer als ein vergleichbarer Benziner, dafür legt er Qualitäten wie niedrigeren Durchschnittsverbrauch und lange Haltbarkeit an den Tag. Dazu sind Selbstzünder meist auch mit höherer Anhängelast gesegnet. Beispielsweise hat der größte Benziner der Tiguan-Baureihe von VW eine Anhängelast von 2.200 kg, während der größte Turbodiesel 2.500 kg an den Haken nehmen darf.

Wer allerdings mit kompakter Hütte unterwegs sein möchte, trifft eher mit einem Benziner die richtige Entscheidung. Nicht zuletzt, weil die Unterhalts- sowie Reparaturkosten für Benziner in der Regel niedriger sind.

Fazit

So eine richtig eindeutige Antwort, ob nun ein Benziner, Diesel oder ein Elektro-Pkw das beste Zugfahrzeug ist, gibt es nicht. Allein am Verbrauch gemessen, scheint der Diesel immer noch die beste Alternative zu sein. Doch allein den Blick auf den Verbrauch zu richten, reicht nicht mehr aus. Es gilt, alle Vor- und Nachteile der einzelnen Zugfahrzeuge sorgfältig gegeneinander abzuwägen.

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Caravaning 06 / 2023

Erscheinungsdatum 09.05.2023

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