Der VW Arteon R Shooting Brake vereint eine wilde Mischung aus Sportwagen, Coupé und Familienkutsche. Dabei schleppt er sogar dicke Brocken.
Der VW Arteon R Shooting Brake vereint eine wilde Mischung aus Sportwagen, Coupé und Familienkutsche. Dabei schleppt er sogar dicke Brocken.
Woher der Begriff Shooting Brake kommt, können Sie ja bei Gelegenheit mal nachlesen. Ist eine skurrile Geschichte. Autohersteller benutzen ihn immer dann, wenn Designer die Dächer viertüriger Coupé-Limousinen zu flachen Kombihecks verlängern.
Auch VW hat das erfolgreich praktiziert: 565 bis 1.632 Liter Gepäckvolumen offeriert der Arteon Shooting Brake. Das sind zwar 85 respektive 148 Liter weniger als beim rationaleren, weil auch deutlich günstigeren Passat Variant, aber noch immer alltags- und familientauglich. Und auch beim Arteon klappen die Rücksitzlehnen nach vorn und spannt sich das Gepäcktrennnetz direkt hinter den Vordersitzen auf.
Allerdings steigt der Ladeboden bei umgelegten Rücksitzlehnen leicht an – der Passat Variant ist flach. Auf der Sitzbank ist für Passagiere mehr Luft nach oben, als die abfallende Dachlinie vermuten lässt. Auch die Beinfreiheit ist tadellos. Beengt könnten sich allenfalls Erwachsene über 1,90 Meter fühlen. Selbst bei der Zuladung muss sich der Schönling nicht verstecken.
Weil sich der Arteon die Architektur mit den meisten VW-Pkw teilt, gibt es auch für ihn eine schwenkbare Anhängervorrichtung für 990 Euro, an die je nach Motorisierung (Zweiliter-Diesel mit 150 und 200 PS, Zweiliter-Benziner mit 190, 280 und 320 PS, 1,4-Liter-Hybrid mit 218 PS Systemleistung) und Antriebskonzept 1.600, 1.800 und 2.200 Kilogramm geschnallt werden dürfen.
Unter der Haube des Testwagens findet sich neben der schnittigen Optik einer der vielleicht besten Gründe, den Arteon einem Passat vorzuziehen: 320 PS presst der Zweiliter-Turbo des "R" ins Doppelkupplungsgetriebe, den Allradantrieb und am Ende durch die im Sportmodus pubertär knallende Vierrohr-Auspuffanlage. Den Passat gibt es nämlich nicht als R. Freilich könnte man es als Spinnerei abtun, ausgerechnet das teure Sportmodell als Zugwagen zu wählen. Aber: Der Arteon R ist derartig breit aufgestellt, dass man für den enormen Fahrspaß nur wenige Kompromisse eingehen muss.
2,2 Tonnen Anhängelast stehen zu Buche, und im Komfortmodus federt der VW trotz 20-Zöllern feinfühlig – und hält die (Auspuff-)Klappe. Kernig bleibt der Klang dennoch. Das DSG schaltet hier weich (im Race-Modus kann der R auch ganz anders!), die Leistung setzt gleichmäßig ein. Nur hin und wieder fühlt sich der Zweiliter im Teillastbereich blutarm an.
Nämlich dann, wenn der Ladedruck nur langsam anschwillt, das Getriebe die Drehzahl noch tief hält und der Caravan seine träge Masse spüren lässt. Dann dauert es kurz, bis der Arteon zurückschaltet, der Turbo dicke Backen macht und leicht verzögert enormen Vorwärtsdrang freisetzt. 14,6 Liter Super plus wurden auf der Verbrauchsrunde verbrannt, wer sich solo zurückhält, kommt mit unter zehn Litern klar.
Das Fahrwerk hat Einachser spielend im Griff, das Nicken der Deichsel kommt spürbar, aber noch akzeptabel stark im edel ausstaffierten Innenraum an. Über die direkte Lenkung lässt sich der Express feinfühlig auf Kurs halten. Auf den Rangierassistenten müssen Arteon-Käufer verzichten. Dafür bezieht das Navi den Anhänger in die Verkehrsschilderkennung mit ein. Die aufpreispflichtige Rückfahrkamera hat den Kugelkopf am Bildrand im Blick. Das liegt am wuchtigen Stoßfänger, der beim Ankuppeln zur Vorsicht mahnt.
Ausführung: Arteon R, 235 kW (320 PS)
Antrieb: Permanenter Allradantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Grund-/Testwagenpreis: 61.980/72.405 Euro
Anhängelast Baureihe: 1.800 bis 2.200 kg
Motor: Vierzylinder-Turbo-Benziner, 1984 cm3, max. Drehmoment 420 Nm von 2.100–5.350/min
Abgasnorm: EU 6d
Tankvolumen: 66 L
Fahrleistungen
Testverbrauch Liter Super plus/100 km
Hervorragende Fahrleistungen
Gemessen an der Leistung günstige Verbrauchswerte
Exzellente Traktion durch Sport-Allradantrieb, sehr feinfühlige Lenkung und enorm hohe Fahrstabilität
Super Bremsen
Im Teillastbereich etwas träge Leistungsentfaltung.
Sportlich-aufdringlicher Auspuffklang
DSG im Komfortmodus etwas träge und "schleifend"
Gefühlvolles Rangieren schwieriger als mit Wandler-Automatik
Kofferraumvolumen: min. 565/max. 1.632 Liter. Optional verschiebbare Rücksitze mit Lehnenfernentriegelung; 1/3 zu 2/3 umklappbar. Durchlade.
Sehr bequeme Sportsitze vorn
Gut ausgeformte Rücksitzbank
Erstaunlich großes Kombi-Talent trotz coupéhafter Silhouette.
Ladeboden bei umgeklappten Lehnen leicht ansteigend
Ein- und Aussteigen durch tiefe Sitzposition und Sportsitze etwas mühsam.
Gewichte
Maße
Gute Zuladung
Erhöhte Hinterachslast im Anhängerbetrieb
Tempo-100-Eignung im Fahrzeugschein eingetragen
Keine Erhöhung zulässiges Gesamtgewicht im Anhängerbetrieb
Anhängekupplung
Elektrische Versorgung
Kühlschrank-Spannung
Der Arteon Shooting Brake ist als R-Modell teuer und sehr sportlich ausgeprägt. Auf seine Eignung als Familien- und Zugfahrzeug hat das aber geringen Einfluss. Sogar beim Verbrauch ist der Expresszuschlag verschmerzbar. Wer die Kombination aus Eleganz, Nutzwert und Leistung weniger zugespitzt erfahren möchte, greift zum 190-PS-Diesel oder zum milderen 2.0 TSI mit 280 PS. Beide dürfen ebenfalls 2,2 Tonnen ziehen.