VW T6.1 im Zugwagentest
Facelift für den neuen Bulli

Die Typenbezeichnung T6.1 ist ehrlich: Der neue Bulli ist nämlich fast der alte – nur noch hilfsbereiter.

Zugwagentest VW Multivan T6.1
Foto: Christian Hass

Erst mit der Generationsnummer T7, die für 2020 angekündigt ist, wird sich der VW Multivan grundlegend verändern. Mit Golf, Passat & Co. teilt er sich dann Fahrwerks-, Antriebs- und Elektronikkomponenten, während der T6.1 parallel als robustes Baustellen-, Liefer- und Campingauto (California) weitergebaut werden soll. Auch darum betrifft die Evolution vom T6 zum T6.1, abgesehen von sichtbaren Retuschen an Bug und Armaturenbrett, hauptsächlich elektronische Komfort- und Assistenzsysteme. Wichtigste Hardware-Voraussetzung dafür ist die nun elektromechanisch betätigte Servolenkung. Ohne sie wären Seitenwindassistent, aktiver Spurhalter, Parkhilfe sowie die erstmals für den Bus erhältliche Rangierhilfe Trailer-Assist nicht möglich. Dass die elektrische Unterstützung nicht künstlich wirkt, sondern angenehme Betätigungskraft mit ausgezeichneter Präzision verbindet, gibt nicht nur von Gespannfahrern Applaus.

Was den knapp 600 Euro teuren Rangierassistenten angeht: Routiniers bringt die Richtungssteuerung des Caravans per Spiegelversteller und ohne Lenkrad anfangs aus dem Konzept. Doch die Möglichkeit, den Trailer per Knopfdruck geradeaus rückwärts zu bugsieren, überzeugt selbst Skeptiker.

Zugwagentest VW Multivan T6.1
Achim Hartmann
Trotz neuem Cockpit mit virtuellen Instrumenten fühlt sich der Multivan ganz schnell an wie eh: solide, schwer, sympathisch, berechenbar.

Wer sich für den Doppelturbo-TDI mit 199 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment entscheidet, muss mindestens den Comfortline und immer das 7-Gang-DSG nehmen. Wie gehabt erlaubt sich das Doppelkupplungsgetriebe eine Gedenksekunde, bis es dann (ungestüm) vorwärts geht. Doch Schaltkomfort und -strategie sind noch immer top. Trotzdem: Ein so schweres Auto samt Anhänger ist mit einer Wandlerautomatik besser bestückt. Investieren sollten Bulli-Interessenten in den Allradantrieb 4motion (ca. 3500 Euro). Der Fronttriebler neigt nämlich zum Durchdrehen, wobei die Vorderachse markerschütternd trampelt.

Bei der Fahrstabilität ist auch der „Punkteins“ über alle Zweifel erhaben. Beim Verbrauch schlägt das hohe Eigengewicht des T6.1 durch. Solo muss man mit neun Litern rechnen. Aus Zeitgründen – wir hatten den Multivan nur kurz – konnten wir den Gespannverbrauch nicht ermitteln. Doch aller Erfahrung nach zerstäuben zwischen 12 und 13 Liter pro 100 Kilometer in den vier Brennräumen.

Fahrer und Sozius sitzen im Highline vor einem Armaturenbrett, das sich mit virtuellen Instrumenten und vielen, allerdings kleinen offenen Ablagen vom Vorgänger unterscheidet. Wer die volle Assistenz-, Navi- und Online-Packung nimmt, muss mehrere tausend Euro extra einplanen. Serie ist da nix.

Der VW T6.1 im Überblick

Modell: Cruise 2.0 BiTDI, 146 kW (199 PS)
Antrieb: Vorderradantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Grund-/Testwagenpreis:
67.433/80.590 Euro
Anhängelast Baureihe: 2500 kg

Antrieb und Verbrauch

  • Motor: Vierzylinder-Bi-Turbodiesel, 1995 cm3, max. Drehmoment 450 Nm von 1400–2400/min.
  • Abgasnorm: Euro 6d-Temp EVAP.
  • Tankvolumen: 70/80 (Opt.) L
  • AdBlue: 13 L

Fahrleistungen

  • Beschl. 0–100 km/h: 9,9 s
  • Höchstgeschw.: 203 km/h

Testverbrauch Liter/100 km

  • solo/Gespann: 8,9/k. A.
  • Norm Stadt/Land/komb.: 8,2/6,3/7,0

 Kräftiger Dieselmotor mit serienmäßigem, mit seinen Übersetzungen gut auf die Extralast abgestimmtem Doppelkupplungsgetriebe.
 Sehr sicherer Geradeauslauf, sehr hohe Resistenz gegen Anhängerpendeln.
 Im Komfortmodus der elektr. verstellbaren Dämpfer guter Federungskomfort.
 Verzögertes Anfahrverhalten des DSG, ruppiger Kraftschluss.
 Schlechte Traktion. Darum Allradantrieb empfehlenswert, aber sehr teuer.

Kofferraum, Variabilität und Sitze

Zugwagentest VW Multivan T6.1
Achim Hartmann
Für ein Nickerchen genügen Bank und umgelegte Einzelsitze, komfortabel wird’s aber erst mit Bettverlängerung und Auflage.

Kofferraumvolumen: min. 657/max. 4300 Liter. Verschiebbare und umklappbare Rücksitzbank mit Schubladen und Durchreiche. Zwei verschieb- und drehbare Einzelsitze (Option).

 Ein Multivan eben – Familienreiseauto, Transporter, Einfach-Camper. Kann dieses Auto alles.
 Rückbank und Einzelsitze sind brutal schwer – das schränkt die Variabilität ein. Und: empfindlicher Teppich. „Parkett“ und PVC optional.

Gewichte und Abmessungen

  • Leergewicht gem./zul. Gesamtgewicht: 2162/3080 kg
  • Zuladung abgezogen Stützlast (100 kg): 817 kg
  • Anhängelast (12 %): 2500 kg
  • Maximalgewicht des Zuges: 5300 kg

Maße

  • Länge: 4904 mm
  • Breite: 1904 mm
  • Höhe: 1990 mm
  • Radstand: 3000 mm

 Sehr hohe Zuladungsreserven, hohe Anhängelast.
 Bei voller Zuladung müssen 280 Kilogramm Anhängelast abgezogen werden.
 Das zulässige Gesamtgewicht des Zuges beträgt 5300 Kilogramm.

Anhängekupplung und Elektrik

Anhängekupplung

  • Preis: 975 Euro
  • Einbau: werksseitig
  • System: steckbar
  • Höhe Kugelkopf: 41 cm
  • Stützlast: 100 kg
Zugwagentest VW Multivan T6.1
Christian Hass
Der T6.1 hat den simplen Steck-Kugelkopf der Vorgängergenerationen.

Elektrische Versorgung

  • Dauerplus:
  • Plus über Zündung:

Blinkerausfallerkennung

  • Einseitig:
  • Beidseitig:

Sicherheits- und Assistenzsysteme

  • Elektronische Anhängerstabilisierung:
  • Rangierassistent:
    • Option:
  • Rückfahrkamera:
    • Option:
  • Zoom Kugelkopf:
  • Verkehrszeichenerkennung (Gespann): X
  • Campingplätze in Navigation (online):

Fazit

Nur wegen des T6.1 einen T6 zu verkaufen ist nicht nötig. Doch wer auf der Suche nach einem soliden Großraum-Zugwagen mit allen erdenklichen Assistenzsystemen ist, der darf nun auch wieder den Multivan ins Auge fassen. Auch bei den Preisen bleibt sich VW treu. Alles, was schön und nützlich ist, kostet Aufpreis: Allein die simple Anhängekupplung kostet fast 1000 Euro.

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten