VW Tiguan 2.0 TSI im Zugwagentest
Top-Benziner mit Allrad – eine Dieselalternative?

Der Tiguan ist variabel und ausgewogen – gilt das auch für den Top-Benziner mit Allrad und DSG? Wie er sich als Zugwagen für Wohnwagen eignet, hat CARAVANING ausgiebig getestet.

VW Tiguan
Foto: Achim Hartmann

Nur, falls Sie den VW Tiguan nicht kennen: Der mittelgroße SUV sortiert sich zwischen dem Touareg (3,5 Tonnen Anhängelast) und dem "Golf-SUV" T-Roc (1,5 bis 2,0 Tonnen Anhängelast) ein und ist in zwei Karosserielängen zu haben. Selbst die 4,49 Meter lange Normalversion, die wir hier testen, überzeugt mit verschiebbaren sowie flach umlegbaren Rücksitzen inklusive klappbarer Beifahrersitzlehne, sehr guten Platzverhältnissen vorn respektive passablen hinten und einer soliden übersichtlichen Karosserie, unter der bewährte Technik werkelt: Das sind Diesel mit 115 (1.6 TDI), 150 oder 240 PS (2.0 TDI), Benziner mit 150 (1.5 TSI), 190 oder 230 PS (2.0 TSI). Alle Maschinen ab 190 PS haben den 4motion-Allradantrieb serienmäßig, der 1.5 TSI und 150-PS-TDI optional.

Die schwächeren Modelle sind generell frontgetrieben. Zur Tiguan-DNA gehören seit jeher respektable Anhängelasten: Bei 1,8 Tonnen geht’s selbst bei den "Kleinen" los, die Allradler dürfen, je nach Variante, 2,2 oder 2,5 Tonnen ziehen.

Der 2.0 TSI mit 230 PS hat neben Allrad auch das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG serienmäßig. Doch einmal mehr muss man feststellen: Gegen eine gute Wandlerautomatik macht das DSG keinen Stich (mehr). Wenn’s schnell gehen muss, überfällt der schon aus dem Stand kraftvolle Turbomotor die Anfahrkupplung, der Tiguan springt los und scharrt vorn sogar mit den Reifen, bis die Hinterachse mitschiebt. Zwar schaltet das Direktschaltgetriebe (DSG) blitzschnell, doch bei Volllast begleitet hin und wieder ein Rucken und Vibrieren den Gangwechsel.

Und beim Rangieren am Berg weiß und riecht man, dass eine Reibkupplung belastet wird. Unter dem Strich funktioniert das Getriebe trotzdem sehr gut, Schaltpunkte und Übersetzungen passen – und abgeprüft wurde die Anhängelast von 2,5 Tonnen ja auch.

VW Tiguan
Achim Hartmann
Der Tiguan selbst ist noch immer einer der besten, weil variabelsten und zugstärksten Midsize-SUV – zu bekannten VW-Preisen.

Drehmoment und Leistung genügen für Zwei-Tonnen-Testtrailer locker und liegen über das komplette Drehzahlband gleichmäßig fleischig an. Aber auch dieser Benzinmotor zeigt, dass der Einfluss des Streckenprofils auf den Verbrauch größer ist als bei einem Diesel: Gleitet das Gespann im siebten Gang dahin, begnügt sich der Turbo-Vierzylinder mit rund 13 Litern. Doch die Steigungen auf der Teststrecke lassen den Verbrauch auf 16,1 Liter anschwellen. Solo sind Werte unter neun Liter schwer zu unterbieten – doch dafür ist der 2.0 TSI 3.000 Euro günstiger als der 240-PS-TDI und 1.000 Euro teurer als der 150-PS-Diesel. Für Wenigfahrer also interessant. Doch die greifen wohl eher nicht zu einem 230-PS-SUV.

VW Tiguan 2.0 TSI im Überblick

  • Ausführung: Highline R-Line, 169 kW (230 PS)
  • Antrieb: Elektronisch geregelter Allradantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Grund-/Testwagenpreis: 43.645/58.805 Euro
  • Anhängelast Baureihe: 1.800 bis 2.500 kg

Antrieb, Fahreigenschaften und Verbrauch

Motor: Vierzylinder-Turbo-Benziner, 1984 cm3, max. Drehmoment 350 Nm von 1500–4400/min. Abgasnorm: EU 6d-Temp. Tankvolumen: 60 L.

Fahrleistungen (solo)

  • Beschl. 0–100 km/h 6,3 s
  • Höchstgeschw. 228 km/h

Testverbrauch Liter Super/100 km

  • solo/Gespann 9,1/16,4
  • Norm Stadt/Land/komb.9,0/6,9/7,7

 Bis zu mittleren Drehzahlen leiser Benzinmotor mit früh und lange anliegendem Drehmoment. Strategisch perfekt agierendes Doppelkupplungsgetriebe. Weniger Schaltvorgänge als bei schwächeren TSI-Motoren. Sehr gute Traktion, hohe Fahrstabilität.
 Anfahr- und Rangierkomfort durch mechanische Kupplung schlechter als bei einer Wandlerautomatik. Hoher Verbrauch solo und im Gespann.

Kofferraum, Variabilität und Sitze

VW Tiguan
Achim Hartmann
Sogar der Beifahrersitz duckt sich. So taugt der flexible Tiguan beinahe als Langholztransporter.

Kofferraumvolumen: min. 615/max. 1655 Liter. Verschiebbare Rücksitze mit Lehnenfernentriegelung und Neigungsverstellung; dreiteilig umklappbar. Durchreiche in der Mitte. Umklappbare Beifahrersitzlehne.

 Sehr variabler, durchdachter Lade- und Innenraum. Gute Platzverhältnisse auf bequemen Sitzen vorn und hinten.
 Höhenverstellbarer Kofferraumboden, 230-V-Steckdose und sogar Kofferraumbeleuchtung nur gegen Aufpreis.

Gewichte und Abmessungen

Gewichte: Leergewicht gem./zul. Gesamtgewicht: 1.751/2.310 kg; Zuladung abgezogen Stützlast (100 kg): 459 kg. Anhängelast (12 %): 2.500 kg. Maximalgewicht des Zuges: 4.810 kg

Maße: Länge/Breite/Höhe: 4.486/1.839/1.673 mm, Radstand: 2.677 mm

 Zulässige Gesamtmasse + 30 kg und zulässige Hinterachslast + 55 kg im Anhängerbetrieb. Anhängerstabilisierung via ESP in Papieren eingetragen. Zul. Gesamtmasse der Zugkombination ohne Einschränkungen.
 Die teure Testwagenausstattung reduziert die Zuladung deutlich.

Anhängekupplung und Elektrik

Anhängekupplung:

  • Preis: 880 Euro
  • Einbau: werksseitig
  • System: schwenkbar
  • Höhe Kugelkopf: 46 cm
  • Stützlast: 100 kg

Elektrische Versorgung

  • Dauerplus: ✔
  • Plus über Zündung: ✔

Blinkerausfallerkennung

  • Einseitig: ✔
  • Beidseitig: ✔

Fazit

Mehrleistung und -drehmoment tun dem 2.0 TSI gut: Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet seltener und verharrt länger in den hohen Gängen. Nur: Der Verbrauch bleibt (zu) hoch – höher jedenfalls als bei einem vergleichbaren Diesel. Der Tiguan selbst ist noch immer einer der besten, weil variabelsten und zugstärksten Midsize-SUV – zu bekannten VW-Preisen.

Die aktuelle Ausgabe
Caravaning 09 / 2023

Erscheinungsdatum 15.08.2023

116 Seiten